Säulen des Islam

Die Toleranz und Nachsicht des Islam im Bereich des Gebets:

Das Gebet wurde unter anderem auferlegt, weil es eine Verbindung zwischen dem Menschen und seinem Herrn darstellt, die dem Muslim ermöglicht, mit Allah alleine zu sein, um Ihn anzuflehen und anzurufen. Wenn der Muslim in weltliche Belange vertieft ist und das Licht des Glaubens (Iman) immer schwächer wird, ruft der Muezzin (Gebetsrufer) zum Gebet, damit das Licht im Herzen wieder stark wird und die Verbindung zwischen ihm und seinem Schöpfer zu jeder Zeit aufrecht erhalten bleibt. Das Gebet findet fünfmal am Tag statt; der Muslim verrichtet es in der Gemeinschaft, außer wenn er entschuldigt ist. So lernen sich die Muslime kennen und der Kontakt, die Liebe und die Harmonie werden gestärkt. Zudem fragen sie einander nach dem Wohlbefinden. Dadurch wird auch jeglicher Konflikt beseitigt. Denn die Muslime stehen im Gebet Seite an Seite. Große und Kleine, Reiche und Arme, allesamt gleich vor Allah, in ihren Gebeten, richten sich nach Makkah (Gebetsrichtung) und verrichten dieselben Bewegungen. Das Gebet ist nach dem Glaubensbekenntnis die unverzichtbarste Säule des Islam. So berichtet Anas ibn Malik d, dass der Prophet s gesagt hat: „Das erste, worüber der Mensch zur Rechenschaft gezogen wird, ist das Gebet, wenn es gültig ist, sind alle restlichen Taten auch gültig, und wenn es nichtig ist, so sind alle restlichen Taten nichtig.“

An der Tatsache, dass das Gebet sich fünfmal am Tag und in der Nacht wiederholt, ist die Toleranz und Nachsicht und Einfachheit darin deutlich, damit der Muslim es mit Zufriedenheit und ohne Bedrängnis oder Erschwernis zu fühlen verrichtet. Es folgen einige Beispiele für die Toleranz, die Nachsicht und die Einfachheit im Pflichtgebet:

  • Zur Toleranz und Nachsicht des Islam im Bereich des Gebets gehört, dass der Muslim es seiner Fähigkeit entsprechend verrichtet. So gehört etwa das Stehen zu den Pflichten bzw. Voraussetzungen des Gebets. Ist man aber nicht in der Lage zu stehen, verrichtet man es sitzend. Ist man nicht in der Lage zu sitzen, verrichtet man es liegend und wenn man auch dazu nicht in der Lage ist, verrichtet man es durch Andeutungen bzw. Gestik. Der Prophet s sagte: „Der Kranke verrichtet das Gebet stehend, wenn er kann. Wenn er dies nicht kann, dann betet er sitzend, auf seiner rechten Seite in Richtung Makkah. Wenn er dies auch nicht kann, betet er liegend, mit den Beinen Richtung Makkah.“
  • Zur Toleranz und Nachsicht des Islam gehört auch, dass es verschiedene Verrichtungsformen des Gebets gibt, je nach Situation und Sicherheit bzw. in Angstsituationen. So sagt Allah, der Hocherhabene: „Haltet die Gebete ein, und (besonders) das mittlere Gebet, und steht demütig ergeben vor Allah. Wenn ihr in Furcht seid, dann (verrichtet das Gebet) zu Fuß oder im Reiten.“ (Qur`an 2:238-239)

  • Auch gehört zur Toleranz und Nachsicht des Islam, die die Verkürzung der Gebete auf Reisen gestattet (das Verkürzen der Gebete mit vier Rak’a zu zwei Rak’a und das Zusammenlegen von zwei Gebeten, sowie das Voranstellen oder Nachstellen eines Gebets, etwa das ´Asrgebet mit dem Dhuhrgebet zur Zeit des Dhuhrgebets zu beten und damit das ´Asrgebet voranstellen oder das Dhuhrgebet mit dem ´Asrgebet zur Zeit des ´Asrgebets beten und damit das Dhuhrgebet nachstellen), je nachdem, was sich als leichter bzw. praktischer erweist. So berichtet Ya’la ibn Umayya: „Ich sagte zu ‘Umar ibn al-Khattab: “So ist es keine Sünde für euch, das Gebet abzukürzen, wenn ihr befürchtet, diejenigen, die ungläubig sind, könnten euch überfallen” (Qur`an 4:101)
    die Leute sind doch in Sicherheit.“ Da sagte Umar: „Ich wunderte mich ebenfalls, so wie du dich gewundert hast, und ich fragte den Propheten s und er sagte: „Es ist eine Sadaqa (Almosen), die euch Allah zukommen ließ, so nehmt sie an.“

  • Auch gehört zur Toleranz und Nachsicht im Islam in diesem Bereich, dass es dem Kranken und dem Beschäftigten, auch wenn er nicht auf der Reise ist, sowie bei starker Kälte und Regen erlaubt ist, zwei Gebete zusammenzulegen. So berichtet ibn ‘Abbas, dass der Prophet s das Dhuhr und das ´Asrgebet zusammengelegt hat, ohne in einer Angstsituation oder auf Reisen zu sein. Da sagte abu az-Zubair: „Ich fragte Sa’id, wieso der Prophet das getan habe? Er sagte: „Ich fragte ibn ‘Abbas, wieso er das getan hat?“ Er sagte: „Er wollte niemanden aus seiner Umma in Bedrängnis bringen.“ (Muslim)
  • Ebenfalls zählt zur Toleranz und Nachsicht im Islam, dass die Zeiten der Gebete sich auf Zeiträume erstrecken, sodass es keine Bedrängnis oder Einengung für den Muslim darstellt. So berichtet Jabir ibn Abdullah, dass Jibril, als die Mittagssonne sich zu neigen begann, zum Propheten s kam und sagte: „O Muhammad, steh auf und verrichte das Dhuhrgebet.“ Dann kam Jibril nach einer Weile als der Schatten genau so lang wie der tatsächliche Körper war und sagte: „Steh auf und verrichte das ´Asrgebet.“ Dann kam er wieder, als die Sonne unterging und sagte: „Steh auf und verrichte das Maghribgebet.“ Dann blieb er weg, bis die Abendröte verschwand und sagte: „Steh auf und verrichte das ´Ischagebet.“ Sodann kam er zu ihm bei der Morgendämmerung vor Sonnenaufgang und sagte: „Steh auf und verrichte das Subhgebet.“ Am nächsten Tag kam er, als der Schatten genauso lang war wie der tatsächliche Körper und sagte: „Steh auf und verrichte das Dhuhrgebet.“ Dann kam er, als der Schatten doppelt so lang war wie der Körper und sagte: „Steh auf und verrichte das ´Asrgebet.“ Dann erschien er, als die Sonne unterging zur selben Zeit wie am Tag davor und sagte: „Steh auf und verrichte das Maghribgebet.“ Dann kam er, als das erste Drittel der Nacht verstrich und sagte: „Steh auf und verrichte das ´Ischagebet.“ Schließlich kam er kurz vor dem Sonnenaufgang und sagte: „Steh auf und verrichte das Subhgebet.“ Sodann sagte er: „Zwischen beiden ist Zeit für das jeweilige Gebet.“ (an-Nasa‘i)
  • Desweiteren zählt zur Nachsicht und Toleranz des Islam, dass der Muslim, wenn er aus Vergesslichkeit mehr oder weniger gebetet hat, das Gebet nicht zu wiederholen braucht, sondern er macht Sujud as-sahw (Vergesslichkeitsniederwerfung), damit es einfacher und leichter ist und ein Trotzen gegen den Teufel. So berichtet abu Sa’id al-Khudri d, dass der Prophet s sagte: „Wenn jemand im Zweifel ist über sein Gebet und nicht weiß, ob er drei oder vier Rak’a verrichtet hat, so soll er den Zweifel beiseite legen und von dem ausgehen, worüber er sich sicher ist, und vor dem Friedensgruß zwei Sujud as-sahw verrichten. Wenn er fünf Rak’a gebetet hat, dann sind sie (die zwei Sujud as-sahw) eine Fürsprache für ihn, und wenn er vier Rak’a verrichtet hat, dann sind sie ein Trotzen gegen den Teufel.“
  • Zur Toleranz und Nachsicht im Islam im Bereich des Gebets gehört es auch, dass wenn der Muslim nicht weiß, wo Makkah liegt und keine Möglichkeit hat, die Richtung herauszufinden, sich bemühen soll, etwa anhand der Sonne und ihrem Stand, die Richtung nach Makkah herausfinden (ansonsten betet er einfach). So sagt Allah, der Hocherhabene: „Allah gehört der Osten und der Westen; wohin ihr euch auch immer wendet, dort ist Allahs Angesicht. Allah ist Allumfassend und Allwissend.“ (Qur`an 2:115)
  • Zur Toleranz und Nachsicht im Islam im Bereich des Gebets gehört es auch, dass es dem Vorbeter beim Gemeinschaftsgebet verboten ist, das Gebet in die Länge zu ziehen. So berichtet abu Huraira, dass der Prophet s gesagt hat: „Wenn jemand von euch das Gebet leitet, so soll er das Gebet kurz halten, denn unter den Betenden ist der Schwache, der Kranke und der Alte. Wenn man aber alleine betet, dann kann man so lange beten wie man möchte.“ (Buchari)

Die Toleranz und Nachsicht des Islam im Bereich der sozialen Pflichtabgabe (Zakat)

    Zu den Gründen, weshalb die Zakat auferlegt wurde, gehört, dass sie vorgeschrieben wurde, damit die Armut aus der islamischen Gesellschaft beseitigt und den möglicherweise daraus resultierenden Gefahren, wie etwa Diebstahl, Tötung oder Überfällen, vorgebeugt wird. Es soll durch die Deckung der Bedürfnisse der Bedürftigen und der Armen auch das Bewusstsein zur gegenseitigen Hilfe und Unterstützung zwischen den Muslimen entwickelt werden, damit die Demütigung zu betteln von ihnen genommen wird. Es folgen einige Seiten der Toleranz, Nachsicht und Erleichterung bezüglich der Zakat:

  • Zur Toleranz und Nachsicht des Islam in diesem Bereich gehört, dass die Zakat nicht aus dem wertvollen und kostbaren Vermögen genommen wird, sondern aus dem ‚normalen‘ Vermögen. So berichtet ibn ‘Abbas d, dass der Prophet s zu Mu’ath ibn Jabal d, als er ihn zum Jemen entsandte, gesagt hat: „Du wirst Leuten der Schrift (Ahl al-Kitab) begegnen, so soll das erste sein, wozu du sie aufrufst, Allah einzig und allein anzubeten. Wenn sie das anerkennen, teile ihnen sodann mit, dass Allah das Gebet fünfmal am Tag und in der Nacht auferlegt hat. Wenn sie das Gebet verrichten, teile ihnen mit, dass Allah die Zakat auferlegt hat, die von den Reichen genommen wird und den Armen zukommt. Wenn sie damit einverstanden sind, dann nimm von ihnen und meide das kostbare und wertvolle Vermögen.“ (Buchari)

  • Auch gehört zur Toleranz und Nachsicht in diesem Bereich, dass der Pflichtanteil des Vermögens, der als Zakat entrichtet werden soll, sehr gering ist im Vergleich zu dem Vermögen, von dem sie genommen wird. Auch ist nur aus dem Geld Zakat zu nehmen, das ein Jahr lang ungenutzt angespart wurde. So sagte der Prophet s: „Es ist dir nichts auferlegt, meint das Gold, bis du 20 Dinar hast. Wenn du 20 Dinar hast und über ein ganzes Jahr vergangen ist, dann musst du einen halben Dinar als Zakat entrichten. Wenn es mehr sind, dann wird es dementsprechend berechnet. Und es ist keine Zakat für Geld vorgeschrieben, das nicht ein ganzes Jahr verweilt hat.“ (Ahmad)
  • Auch gehört zur Toleranz und Nachsicht, dass bei Ackerbau und Bepflanzungen, für die Bestimmung der Zakat die Art und Weise des Anbaus berücksichtigt wird. So hat man ein Zehntel für den Ertrag von Pflanzen, die ohne Zutun und nur mit Regenwasser bewässert wurden, und ein Fünftel für den Ertrag von Pflanzen, die durch eigenhändige oder maschinelle Bewässerung bewässert wurden, abzugeben. So sagte der Prophet s: „Aus dem, was der Himmel und die Wasserquellen bewässert haben, gilt ein Zehntel. Und was durch Zutun bewässert wurde, ein Fünftel.“
  • Zur Toleranz und Nachsicht im Bereich der Zakat gehört es auch, dass die Zakatpflicht entfällt, wenn man nicht in der Lage ist, diese zu entrichten und Verbindlichkeiten und Verpflichtungen nachzukommen hat, wie etwa Schulden u.ä. So sagte der Prophet s: „Die Sadaqa (Zakat) ist vom Wohlhabenden zu entrichten.“ (Ahmad)
    Der Islam hat diesem Schuldner sogar das Recht gegeben, von der Zakat zu nehmen, weil er ebenfalls bedürftig ist. So sagt Allah, der Hocherhabene: “Die Almosen sind nur für die Armen, die Bedürftigen, diejenigen, die damit beschäftigt sind, diejenigen, deren Herzen vertraut gemacht werden sollen, (den Loskauf von) Sklaven, die Verschuldeten, auf Allahs Weg und (für) den Sohn des Weges, als Verpflichtung von Allah. Allah ist Allwissend und Allweise.” [9:60]
  • Auch gehört zur Toleranz und Nachsicht im Islam, im Bereich der Zakat, dass der Gebende einen Gewinn von der Entrichtung der Zakat hat und keinen Verlust. Das lässt auch den Muslim wohlwollend zum Ausgeben der Zakat eilen. So sagt Allah, der Hocherhabene: “Nimm von ihrem Besitz ein Almosen, mit dem du sie rein machst und läuterst, und bete für sie, denn dein Gebet ist für sie eine Beruhigung! Allah ist Allhörend und Allwissend.” (Qur`an 9:103)

Die Toleranz und Nachsicht des Islam beim Fasten

  • Das Fasten wurde unter anderem vorgeschrieben, damit der Muslim das Leiden seiner bedürftigen Geschwister von den Armen mitfühlt und verspürt, damit er ihre Rechte erfüllt, sich nach ihnen erkundigt, ihre Bedürfnisse deckt, gütig und fürsorglich mit ihnen ist und ihnen Gutes tut. Das Fasten ist auch ein Kampf des Menschen, zwischen sich und seinen Wünschen und Begierden, um so den Rang seiner Seele zu erhöhen und um sich von schlechten Worten und den schlechten Taten fernzuhalten. Im Folgenden werden einige Facetten der Toleranz und der Nachsicht des Islam beim Fasten vorgestellt:
  • Zur Toleranz und Nachsicht des Islam gehört, dass er das Fasten nur einen Monat im Jahr vorgeschrieben hat, nämlich im Monat Ramadan. So sagt Allah, der Hocherhabene: “Der Monat Ramadan (ist es), in dem der Qur‘an als Rechtleitung für die Menschen herab gesandt worden ist und als klare Beweise der Rechtleitung und der Unterscheidung. Wer also von euch während dieses Monats anwesend ist, der soll ihn fasten.” (Qur`an 2:185)
  • Auch gehört zur Toleranz und Nachsicht, dass er das Fasten an bestimmten Zeiten festgemacht hat, damit der Muslim nicht in Bedrängnis gerät, im Hinblick auf Beginn und Ende. So darf weder mehr, noch weniger gefastet werden und begonnen wird vom Fajr bis zum Sonnenuntergang. So sagt Allah, der Hocherhabene: “Erlaubt ist euch, in der Nacht des Fastens mit euren Frauen Beischlaf auszuüben; sie sind euch ein Kleid, und ihr seid ihnen ein Kleid. Allah weiß, dass ihr euch selbst (immer wieder) betrogt, und da hat Er eure Reue angenommen und euch verziehen. Von jetzt an verkehrt mit ihnen und trachtet nach dem, was Allah für euch bestimmt hat, und esst und trinkt, bis sich für euch der weiße vom schwarzen Faden der Morgendämmerung klar unterscheidet! Hierauf vollzieht das Fasten bis zur Nacht.” (Qur`an 2:187)
  • Es gehört auch zur Toleranz und Nachsicht beim Fasten, dass es nicht erlaubt ist, ohne Fastenbrechen das Fasten fortzusetzen, weil darin große Erschwernis und Bedrängnis für den Muslim liegt. Man hat sich an das Vorgeschriebene zu halten. So sagte der Prophet s: „Man darf nicht ohne sein Fasten zu brechen weiter fasten.“ (ibn Hibban)
  • TZur Toleranz und Nachsicht beim Fasten zählt auch, dass Er dafür einen großartigen Lohn, ohne Grenzen, versprochen hat, angesichts der Tatsache, dass es eine leichte Verrichtung ist. So sagte der Prophet s: „Allah, der Hocherhabene, sagt: „Jede Handlung des Sohnes von Adam gehört ihm selbst, außer dem Fasten. Es ist Mein, und Ich werde ihn dafür entlohnen. Das Fasten ist ein Schutz. Wenn einer von euch fastet, soll er weder obszön, noch zu laut sprechen, und wenn ihn jemand beleidigt oder herausfordert, dann soll er sagen: ‚Ich faste.’ Bei Dem, in Dessen Hand die Seele von Muhammad ist, der Atem desjenigen, der fastet, ist bei Allah angenehmer als der Duft von Moschus. Der Fastende hat zwei Freuden: Wenn er sein Fasten bricht, erholt er sich, und wenn er seinem Herren gegenübersteht, hat er Freude an seinem Fasten.“ (Buchari)
  • Es zählt ebenfalls zur Toleranz und Nachsicht in diesem Bereich, dass es für den Kranken und den Reisenden erlaubt ist, zu essen und nicht zu fasten, wenn darin eine Schwere oder Härte empfunden wird, und dies später nachzuholen. So sagt Allah, der Hocherhabene: “Wer also von euch während dieses Monats anwesend ist, der soll ihn fasten, wer jedoch krank ist oder sich auf einer Reise befindet, (der soll) eine (gleiche) Anzahl von anderen Tagen (fasten). Allah will für euch Erleichterung; Er will für euch nicht Erschwernis, – damit ihr die Anzahl vollendet und Allah als den Größten preist, dafür, dass Er euch rechtgeleitet hat, auf dass ihr dankbar sein möget.” (Qur`an 2:185)
    Der Prophet s hat es verboten, dass man sich überlastet, auch wenn es im Bereich der religiösen Anbetungshandlungen sei. Jabir ibn Abdullah d sagte: „Der Prophet s war auf einer Reise, da sah er einen Mann, der in Ohnmacht gefallen ist und um den sich viele Menschen versammelt haben. Da fragte er: „Was ist mit ihm?“ Sie sagten: „Der Mann fastet.“ Da sagte der Prophet s: „Es gehört nicht zur Frömmigkeit und Güte, auf Reisen zu fasten.“ Bei Muslim heißt es: „Nehmt die Sondergenehmigung, die euch Allah angeboten hat, an!“
  • Desweiteren zählt zur Toleranz und Nachsicht des Islam im Bereich des Fastens, dass es der stillenden Frau und der Schwangeren, wenn sie Angst um sich und das Baby hat, erlaubt ist zu essen und bei Möglichkeit das Fasten nachzuholen. So ist es auch mit den Älteren, denen es schwer fällt zu fasten oder diejenigen, die das Fasten schwächt. Jedoch soll man stattdessen andere ernähren. So sagt Allah, der Hocherhabene: “Allah erlegt keiner Seele mehr auf, als sie zu leisten vermag.” (Qur`an 2:286)

    Zur Toleranz und Nachsicht des Islam gehört auch, dass das Fasten desjenigen, der aus Versehen oder gezwungenermaßen gegessen oder getrunken hat, gültig ist und damit sein Fasten nicht gebrochen hat. So sagte der Prophet s: „Wer vergessen hat, dass er fastet und dann gegessen oder getrunken hat, der soll sein Fasten fortsetzen, denn Allah hat ihm zu essen und zu trinken gegeben.“ (al-Jama‘a)

Die Toleranz und Nachsicht des Islam im Bereich der Pilgerfahrt

  • Zu den glorreichen Zielen der Pilgerfahrt gehört das Verinnerlichen der Einheit (und Einzigkeit) Allahs und Ihm zu gedenken. So lautet das Motto: „Hier bin ich, o Allâh, hier bin ich, um Deinem Ruf zu folgen. Du hast keinen Gott neben Dir. Hier bin ich! Alles Lob und Huld sind Dein und auch die Herrschaft. Es gibt keinen Gott neben Dir.“
    Das bedeutet: „O Allah, wir sind an diesen Ort gekommen, weil wir Deinem Ruf nachgekommen sind, auf Deine Zufriedenheit hoffen und Deine Einzigkeit bekennen und weil nur Du das Recht hast, angebetet zu werden.“ Es gibt keinen Unterschied zwischen dem Adligen und dem Niedrigen, dem Weißen und dem Schwarzen, dem Araber und dem Nicht-Araber. Alle sind vor Allah gleich. Es gibt keinen Unterschied, außer in der Gottesfurcht. So wird die Brüderlichkeit zwischen den Muslimen gefestigt und ihre Emotionen und Hoffnungen vereint. Folgende Seiten sind dabei als Toleranz, Nachsicht und Erleichterung des Islam im Bereich der Pilgerfahrt anzusehen:
  • Zur Toleranz und Nachsicht des Islam und seiner Einfachheit bei der Pilgerfahrt gehört es, dass es dem Muslim vorgeschrieben ist, die Pilgerfahrt nur einmal im Leben zu unternehmen, denn diese jedes Jahr verrichten zu müssen, würde eine große Bürde darstellen, - das ist auch ein Beweis für die Barmherzigkeit der Botschaft des Propheten s – denn wäre es vorgeschrieben, die Pilgerfahrt jedes Jahr zu unternehmen, dann wäre es für Makkah nicht möglich, diese riesige Anzahl von Muslimen aufzunehmen. Abu Huraira d berichtete: „Der Prophet s hat eine Ansprache gehalten, in der er sagte: „O Leute, Allah hat euch die Pilgerfahrt auferlegt, so verrichtet sie!“ Da fragte ein Mann: „O Prophet, sollen wir sie jedes Jahr verrichten?“ Der Prophet schwieg, bis der Mann seine Frage dreimal wiederholt hatte. Da sagte der Prophet s: „Hätte ich ja gesagt, dann wäre es eine Pflicht, und ihr hättet es nicht ertragen“. Dann sagte er: „Lasset meine Befragung sein, solange ich eure Handlung billige denn diejenigen, die vor euch waren, gingen durch ihre (überflüssigen) Fragen und ihre Meinungsverschiedenheiten mit ihren Propheten zugrunde. Wenn ich euch etwas verbiete, dann meidet es und wenn ich euch etwas befehle, dann führt davon aus, soweit ihr könnt.“
  • Ebenfalls zur Toleranz und Nachsicht des Islam im Bereich der Pilgerfahrt gehört, dass die Verpflichtung, die Pilgerfahrt zu verrichten, entfällt, obwohl sie eine der fünf Säulen des Islam ist, wenn es finanziell oder körperlich nicht möglich ist. Wenn also jemand krank ist und keine Aussicht auf eine Genesung besteht und er wohlhabend ist, dann kann er jemanden beauftragen, dass er für ihn die Pilgerfahrt macht. Und auch der Arme, der kein Geld besitzt, das seinen Bedarf und den seiner Familie übersteigt, braucht die Pilgerfahrt nicht zu verrichten. Denn Allah, der Hocherhabene, sagt: “Und Allah steht es den Menschen gegenüber zu, dass sie die Pilgerfahrt zum Hause unternehmen – (diejenigen,) die dazu die Möglichkeit haben. Wer aber ungläubig ist, so ist Allah der Weltenbewohner Unbedürftig.” (Qur`an 3:97)
  • Zur Toleranz und Nachsicht gehört auch, dass es für Verbotenes, das während der Pilgerfahrt begangen wird, Sühne gibt, um so die Mängel und Fehler zu beheben. So sagt Allah, der Hocherhabene: “Vollzieht die Pilgerfahrt und die Besuchsfahrt für Allah. Wenn ihr jedoch (daran) gehindert werdet, dann (bringt) an Opfertieren (dar), was euch leichtfällt. Und schert euch nicht die Köpfe, bevor die Opfertiere ihren Schlachtort erreicht haben! Wer von euch krank ist oder ein Leiden an seinem Kopf hat, der soll Ersatz leisten mit Fasten, Almosen oder Opferung eines Schlachttieres. – Wenn ihr aber in Sicherheit seid, dann soll derjenige, der die Besuchsfahrt mit der Pilgerfahrt durchführen möchte, an Opfertieren (darbringen), was ihm leichtfällt. Wer jedoch nicht(s) finden kann, der soll drei Tage während der Pilgerfahrt fasten und sieben, wenn ihr zurückgekehrt seid; das sind im Ganzen zehn. Dies (gilt nur) für den, dessen Angehörige nicht in der geschützten Gebetsstätte wohnhaft sind. Und fürchtet Allah und wisst, dass Allah streng im Bestrafen ist!.” (Qur`an 2:196)
  • Zur Toleranz und Nachsicht gehört auch, dass Er dem Muslim die Freiheit gegeben hat, zwischen den drei Pilgerarten auszuwählen, mit welchem er beginnen will, seiner Zeit und seiner finanziellen Lage entsprechend. Der Prophet s sagte: „Wäre meine Angelegenheit (über die Art der Pilgerfahrt) mir überlassen, hätte ich mein Opfertier nicht mitgenommen (sondern Hadsch Al- Tamattu` verrichtet). Jedoch habe ich meinen Kopf bedeckt und mein Opfertier mit mir geführt. So gibt es für mich (in dieser Situation) keine andere Loslösung aus dem Weihezustand, ausser wenn ich mein Opfertier schlachte.“
  • Zur Toleranz und Nachsicht im Bereich der Pilgerfahrt gehört, dass es erlaubt ist, die Pilgerfahrt unter Vorbehalt zu verrichten mit der Möglichkeit, sie abzubrechen, wenn den Muslim Ereignisse ereilen, die er nicht voraussehen konnte. So berichtete ‘Aischa d, dass der Prophet s zu Dhuba’a bint az-Zubair sagte: „Wolltest du die Pilgerfahrt verrichten?“ Sie sagte: „Bei Allah, ich fühle, dass ich krank werde.“ Da sagte der Prophet s zu ihr: „Verrichte die Pilgerfahrt unter Vorbehalt. Sag: O Allah, meine Pilgerfahrt endet da, wo Du mich gehalten hast (da, wo ich wegen Krankheit gehindert werde).“

    Zur Toleranz und Nachsicht im Bereich der Pilgerfahrt gehört ebenfalls, dass durch die Pilgerfahrt alle Sünden und Fehler vergeben und gelöscht werden. So berichtet Abu Huraira d, dass der Prophet s sagte: „Wer die Pilgerfahrt verrichtet, ohne Beischlaf auszuüben und ohne Frevel zu begehen, kommt so zurück, wie am Tag seiner Geburt.“ (Buchari)