Der Islam und der Diskurs der Toleranz und Nachsicht

Über die Toleranz und Nachsicht des Islam zu sprechen ist nichts spezielles oder partielles, sondern etwas, was den gesamten Islam umfasst und anspricht, weil die Toleranz und Nachsicht in jeder Facette des Islam integriert ist. Wie kann es auch anders sein, wo doch der Prophet s sagte:: „Die beste Art und Weise eures Glaubens ist die einfachste.“


Auch sagte er d: „Die beliebte Art der Religion bei Allah ist die des rechten Glaubens und der Gnade.“ (Buchari)
Der Islam ist somit ein vollkommener und umfassender Diskurs. Der Islam ist die Religion der Mitte, wie Allah, der Hocherhabene, sagt: Und so haben Wir euch zu einer Gemeinschaft der Mitte gemacht, damit ihr Zeugen über die (anderen) Menschen seiet und damit der Gesandte über euch Zeuge sei. (Qur´an 2:143)
  • Der Islam ist eine Religion der Toleranz und Nachsicht im Bereich der Politik und der auswärtigen Beziehungen, so sagt Allah, der Hocherhabene: Allah verbietet euch nicht, gegenüber denjenigen, die nicht gegen euch der Religion wegen gekämpft und euch nicht aus euren Wohnstätten vertrieben haben, gütig zu sein und sie gerecht zu behandeln. Gewiss, Allah liebt die Gerechten. (Qur´an 60:80)
  • Auch ist er eine Religion der Toleranz und Nachsicht im Bereich der Gesellschaft, so sagt Allah, der Hocherhabene: O ihr Menschen, Wir haben euch ja von einem männlichen und einem weiblichen Wesen erschaffen, und Wir haben euch zu Völkern und Stämmen gemacht, damit ihr einander kennenlernt. Gewiss, der Geehrteste von euch bei Allah ist der Gottesfürchtigste von euch. Gewiss, Allah ist Allwissend und Allkundig. (Qur´an 94:13)
  • Auch im Bereich des Benehmens und des Charakters ist der Islam eine Religion der Toleranz und Nachsicht, so sagt Allah, der Hocherhabene: Nimm den Überschuss, gebiete das allgemein Gute und wende dich von den Toren ab! (Qur´an 7:199)
  • Im Bereich der religiösen Verrichtungen zeigt sich diese Toleranz ebenfalls. So sagt Allah, der Hocherhabene: Im Bereich der religiösen Verrichtungen zeigt sich diese Toleranz ebenfalls. So sagt Allah, der Hocherhabene: Diejenigen aber, die glauben und rechtschaffene Werke tun – Wir erlegen keiner Seele mehr auf, als sie zu leisten vermag –, jene sind Insassen des (Paradies)gartens. Ewig werden sie darin bleiben. (Qur´an 7:42)
    Allah, the Exalted, also says: “Who spend for the sake of God during ease and hardship and who restrain anger and who pardon the people - and Allah loves the doers of good.” [3:134]

    Allah, the Exalted, also says: “And not equal are the good deed and the bad one. Repel evil by that [deed] which is better; and thereupon the one whom between you and him is enmity [will become] as though he was a devoted friend.” [41:34]
  • Und so verhält es sich auch im Bereich der Wirtschaft. So sagt Allah, der Hocherhabene: Diejenigen, die Zins verschlingen, werden nicht anders aufstehen als jemand, den der Satan durch Wahnsinn hin und her schlägt. Dies (wird sein), weil sie sagten: „Verkaufen ist das gleiche wie Zinsnehmen.“ Doch hat Allah Verkaufen erlaubt und Zinsnehmen verboten. Zu wem nun eine Ermahnung von seinem Herrn kommt, und der dann aufhört, dem soll gehören, was vergangen ist, und seine Angelegenheit steht bei Allah. Wer aber rückfällig wird, jene sind Insassen des (Höllen)feuers. Ewig werden sie darin bleiben. (Qur´an 2:275)
  • Der Islam ist auch eine Religion der Toleranz und Nachsicht im Bereich der zwischenmenschlichen Beziehungen. So sagt Allah, der Hocherhabene: Die in Freude und Leid ausgeben und ihren Grimm zurückhalten und den Menschen verzeihen. Und Allah liebt die Gutes Tuenden. (Qur´an 3:134)
  • So ist es ebenfalls im Bereich der Erziehung und Bildung. So sagte der Prophet s: „Vereinfacht und erschwert nicht, und verkündet die gute Nachricht und schreckt nicht ab.“ (ibn Hibban)
    Die islamischen religiösen Texte waren ein Anlass, den Diskurs der Toleranz, der Nachsicht und der Einfachheit durch die Nachlegung seiner praktischen Umsetzung in der islamischen Gesellschaft zu verankern: Auf der Ebene des Einzelnen, durch den Ausspruch des Propheten s: „Seid nachsichtig, so ist Allah mit euch nachsichtig.“ (von Ahmad überliefert)
    und auf der Ebene der Gemeinschaft, anhand des Ausspruchs des Propheten s: „Allah liebt die Güte in jeder Angelegenheit.“ (Buchari)
    Der Prophet hat sogar für denjenigen, der gütig mit seiner Umma umgeht und sie milde behandelt und sie dabei mit Einfachheit führt, ein Bittgebet gesprochen, in dem es heißt: „O Allah, wer die Führung dieser Umma übernimmt und es ihr schwer macht, erschwere es ihm, und wer die Führung dieser Umma übernimmt und gütig, milde und nachsichtig mit ihr umgeht, geh gütig, milde und nachsichtig mit ihm um.“ class="reference">(von Muslim überliefert).
    Der Islam hat die Toleranz und Nachsicht zu den Dingen zählen lassen, die zum Paradies führen und von der Hölle abwenden, so sagte der Prophet ( s: „Wer unkompliziert, sanft und nah ist, den hält Allah von der Hölle fern.“
    Aber man muss wissen, dass Toleranz, Nachsicht und Einfachheit speziell für die religiösen Verrichtungen gelten und nicht für die Lehren der Scharia und der Religion. So kann nichts Verbotenes für erlaubt erklärt werden und nichts Erlaubtes für verboten. Auch darf das Praktizieren seiner Richtlinien und Regeln nicht vernachlässigt werden oder etwa den islamischen Auffassungen und allgemeinen Sitten schaden. Es sind die Toleranz, die Nachsicht und die Einfachheit, die fern sind von Härte und Schwere und auch fern von Frevel und Sünde. Geregelt ist dies in dem Ausspruch des Propheten, den ’Aischa d die Ehefrau des Propheten berichtete: „Wenn dem Propheten s zwei Dinge angeboten wurden, so wählte er die einfachere Sache, solange es sich nicht um eine Sünde handelte. War es eine Sünde, dann war er am entferntesten davon.“
    Natürlich sind die Ausnahmen davon ausgeschlossen, denn diese haben ihre speziellen Regelungen. Im Folgenden werden wir weitere Facetten der Toleranz und Nachsicht behandeln:

The textual passages of Islam, time and time again, reaffirm the methodology of tolerance by putting it into practice. The Prophet s said: “Ease is not placed into something except that it would beautify it, and it would not be removed from something except that it would blemish it.” (Muslim)

The Prophet s said: “O Allah whoever is given charge over my community and they make it difficult for others, make their lives difficult. And whoever makes things easy for others, make things easy for them.” (Muslim)

Whoever is tolerant will be blessed with entry into heaven and receive protection from the Hell-Fire. The Prophet s said: “Whoever is easy going, soft-hearted and near to Allah, he would be forbidden from entering Hell.” (At-Targheeb wat-Tarheeb)

It should be known that when we speak of tolerance in Islam, it doesn’t mean that one can purposely break the commandments under the guise of leniency.

A’ishah, may Allah be pleased with her, said: “The Prophet was not given a choice between two matters except that he chose the easier of the two; except if it was a sinful course of action; in that case, he would distance himself from it.” (Muslim)

The exception to this rule is in circumstances of dire need or necessity, wherein some actions which are otherwise considered sinful may be pardoned or overlooked due to no other option being available.

Die Toleranz und Nachsicht im Bereich der Aqida:

Die Aqida (Gesamtheit der zu verinnerlichenden Inhalte des Islam) im Islam ist das Fundament und die Grundlage, worauf die Religion aufbaut, bei der es keine Kompromisse oder Verhandlungen gibt. Denn ohne Aqida gibt es auch keine Religion.
Deshalb sagt uns Allah, der Hocherhabene, im Qur’an: “Allah vergibt gewiss nicht, dass man Ihm (etwas) beigesellt. Doch was außer diesem ist, vergibt Er, wem Er will.” (Qur´an 4:84)

Zu den Seiten der Toleranz und Nachsicht des Islam im Bereich der Aqida gehören:

Der Aspekt der Leichtigkeit im islamischen Glauben

  • Die Aqida ist klar und nicht etwa undeutlich oder verworren. Es ist einfach, so dass der Unwissende es vor dem Wissenden versteht und der kleine vor dem großen. Daher ist es nicht notwendig, zu einer bestimmten Gruppe zu gehören, um die Aqida zu kennen und zu verstehen. Diese Aqida unterschätzt nicht den menschlichen Verstand, sodass es ihn etwa dazu veranlassen würde, Steine, Bäume oder Tiere anzubeten. Vielmehr ruft es zum Glauben an den einen einzigen Gott auf; Ihn alleine, ohne jegliches Beigesellen und ohne jegliche Vermittler anzubeten. Die Aqida ist so einfach, dass es sogar der unwissende Beduine in der Wüste verstanden hat, als er gefragt wurde: „Wie hast du deinen Gott erkannt?“ Da sagte er instinktiv: „Der Dung deutet auf das Vieh und die Fußspuren auf den Gehenden. Deutet etwa die Nacht und der Tag, die Erde und der Himmel nicht auf den Allmächtigen, den Allwissenden?“ Auch wusste es die Magd mit ihren Schafen. Mu’awiya ibn al-Hakam al- Sulami sagt: „Ich hatte eine Zahl von Schafen, die meine Magd hütet. Eines Tages entdeckte ich, dass ein Wolf eines der Schafe gefressen hatte. Aus meiner Wut heraus versetzte ich ihr einen schweren Schlag, den ich danach bereute und es tat mir sehr leid. Daraufhin ging ich zum Propheten s und fragte: „Soll ich sie freilassen?“ Da sagte der Prophet: „Bring sie zu mir!“ Als sie kam, fragte sie der Prophet: „Wo ist Allah?“ Sie antwortete: „Im Himmel.“ Da fragte sie der Prophet weiter: „Wer bin ich?“ Sie sagte: „Du bist der Gesandte Gottes.“. Daraufhin sagte der Prophet zu Mu’awiya: „Lass sie frei! Sie ist eine Gläubige.“
  • Auch gehört zur Toleranz und Nachsicht des Islam im Bereich der Aqida, dass er seinen Anhängern auferlegt hat, an alle vorangegangenen Gesandten und Bücher, die offenbart wurden, zu glauben. So sagt Allah, der Hocherhabene: “Der Gesandte (Allahs) glaubt an das, was zu ihm von seinem Herrn (als Offenbarung) herab gesandt worden ist, und ebenso die Gläubigen; alle glauben an Allah, Seine Engel, Seine Bücher und Seine Gesandten – Wir machen keinen Unterschied bei jemandem von Seinen Gesandten. Und sie sagen: „Wir hören und gehorchen. (Gewähre uns) Deine Vergebung, unser Herr! Und zu Dir ist der Ausgang.” (Qur´an 2:285)
  • Zur Toleranz und Nachsicht des Islam im Bereich der Aqida gehört, dass niemand mit Gewalt gezwungen oder genötigt wird, ohne eigenen Willen oder Überzeugung, den Islam anzunehmen. So sagt Allah, der Hocherhabene: “Es gibt keinen Zwang im Glauben. (Der Weg der) Besonnenheit ist nunmehr klar unterschieden von (dem der) Verirrung. Wer also falsche Götter verleugnet, jedoch an Allah glaubt, der hält sich an der festesten Handhabe, bei der es kein Zerreißen gibt. Und Allah ist Allhörend und Allwissend.” (Qur`an 2:256)
    Zur Toleranz und Nachsicht des Islam im Bereich der Aqida gehört, dass niemand mit Gewalt gezwungen oder genötigt wird, ohne eigenen Willen oder Überzeugung, den Islam anzunehmen. So sagt Allah, der Hocherhabene: Es gibt keinen Zwang im Glauben. (Der Weg der) Besonnenheit ist nunmehr klar unterschieden von (dem der) Verirrung. Wer also falsche Götter verleugnet, jedoch an Allah glaubt, der hält sich an der festesten Handhabe, bei der es kein Zerreißen gibt. Und Allah ist Allhörend und Allwissend. (Qur`an 2:256)
    Denn in den islamischen Quellen steht, dass die Unstimmigkeiten über die Religionen zwischen den Menschen Tatsachen sind, die dem Willen Allahs entsprechen. Deshalb gehört es nicht zu den Regeln des Islam, die Menschen dazu zu zwingen, Muslime zu werden. So sagt Allah, der Hocherhabene: Und wenn dein Herr wollte, würden fürwahr alle auf der Erde zusammen gläubig werden. Willst du etwa die Menschen dazu zwingen, gläubig zu werden? (Qur`an 10:99)
    So steht es demjenigen, dem der Islam erklärt wurde, frei zu entscheiden, ihn anzunehmen oder abzulehnen. So sagt Allah, der Hocherhabene: Und sag: (Es ist) die Wahrheit von eurem Herrn. Wer nun will, der soll glauben, und wer will, der soll ungläubig sein. Gewiss, Wir haben den Ungerechten ein Feuer bereitet, dessen Zeltdecke sie umfangen hält. Und wenn sie um Hilfe rufen, wird ihnen mit Wasser wie geschmolzenem Erz geholfen, das die Gesichter versengt – ein schlimmes Getränk und ein böser Rastplatz. (Qur`an 18:29)
  • Zur Toleranz und Nachsicht des Islams gehört im Bereich der Aqida auch, dass nach den sichtbaren Taten und Aussagen geurteilt wird und nicht nach den verborgenen Absichten und Zielen. Deswegen kann niemand nach seinen verborgenen Absichten zur Rechenschaft gezogen werden, weil diese verborgenen Dinge eine Angelegenheit zwischen dem Menschen und seinem Gott sind, über die kein Mensch etwas wissen kann. Deshalb reagierte der Prophet streng, wenn jemand über die Menschen gemäß ihren Absichten urteilte. So wünschte sich einer der Gefährten, dass er den Islam nicht vor seiner Tat angenommen hätte. Osama ibn Zaid d sagte: „Der Prophet s entsandte uns in eine Brigade. Wir wachten auf, und ich sah einen Mann. Er sagte: „La ilaha illa Allah (Es gibt keinen Gott außer dem einen Gott)“, und ich habe ihn erstochen. Dies lastete mir schwer auf dem Herzen und ich ging zum Propheten s und berichtete ihm von dem Vorfall. Er fragte: „Er hat „la ilaha illa Allah“ gesagt und du hast ihn getötet?“ Ich sagte: „O Prophet, er hat es bloß aus Angst vor dem Tod gesagt.“ Da fragte der Prophet: „Hast du in sein Herz geschaut, damit du weißt, ob er es (aus Angst) sagte oder nicht?“ Und er wiederholte es so oft, bis ich mir wünschte, dass ich erst an diesem Tag den Islam angenommen hätte."

    Die Beurteilung des Menschen vollzieht sich also nach dem Äußeren, den Taten. So berichtet abu Sa’id al-Khudri: „Ali ibn abu Talib sendete dem Propheten s aus dem Jemen Golderz in gegerbtem Leder. Er sagte: „Er teilte es unter vier Leuten auf; ‘Uyainata ibn Hisn und al-Aqra‘ ibn Habis und Zaid al-Khail und der vierte ist entweder ‘Alqama ibn ‘Ulatha oder ‘Amer bin at-Tufail. So sagte einer seiner Gefährten: „Es wäre vorteilafter, uns dies zu geben anstatt ihnen. Als der Prophet s dies mitbekommen hatte, fragte er: „Vertraut ihr mir nicht? Der im Himmel vertraut mir. Mir kommen die Mitteilungen des Himmels morgens und abends.“ Da stand ein Mann auf und sagte: „O Prophet, fürchte Allah.“ Da sagte der Prophet: „Wehe dir! Bin ich nicht derjenige, der Allah mehr fürchtet als alle anderen Menschen?“ Der Mann ging. Da fragte Khalid ibn al-Walid: „O Prophet, soll ich ihn umbringen?“ Der Prophet antwortete: „Nein,vielleicht betet er.“ Khalid fragte daraufhin: „Wie viele sind es, die mit ihrem Mund etwas anderes sagen, als das, was sich in ihren Herzen befindet?“ Da sagte der Prophet: „Es wurde mir nicht befohlen, in die Herzen der Menschen zu schauen." Dann schaute er ihn an und sagte: "Es wird unter meinen Nachkommen Menschen geben, die den Qur’an rezitieren, wobei ihre Rezitation ihre Zungen nicht übertritt, sie treten aus der Religion aus, wie ein Pfeil aus seiner Beute.“

  • Zur Toleranz und Nachsicht des Islam im Bereich der Aqida gehört auch, dass es nicht bedenklich ist, wenn der Muslim auf einige seiner religiösen Gebote bzw. Pflichten verzichtet, um aus seiner misslichen Lage, unter der er leidet, zu entkommen. So sagt Allah, der Hocherhabene: Wer Allah verleugnet, nachdem er den Glauben (angenommen) hatte – außer demjenigen, der gezwungen wird, während sein Herz im Glauben Ruhe gefunden hat –, doch wer aber seine Brust dem Unglauben auftut, über diejenigen kommt Zorn von Allah, und für sie wird es gewaltige Strafe geben. (Qur`an 16:106)
    Und dies ist so, damit der Muslim nicht in seelische Bedrängnis gerät infolge des Druckes, den er von seinen Widersachern erfährt. So geschah es auch mit ‘Ammar ibn Yasir d, als ihn die Ungläubigen festhielten und ihn gequält und gefoltert haben und nicht eher von ihm abgelassen haben, bis er den Propheten s beschimpfte und über ihre Götzen gut sprach. Erst dann ließen sie ihn laufen. Als er zum Propheten s ging, fragte ihn der Prophet: „Was ist denn los mit dir?“ Er sagte: „Schlimmes, o Prophet! Sie haben mich nicht eher freigelassen, bis ich Schlechtes über dich und Gutes über ihre Götzen sagte.“ Der Prophet fragte ihn: „Wie ist dein Herz?“ Er sagte: „Mein Herz findet Ruhe im Glauben.“ Da sagte der Prophet: „Wenn sie es nochmal tun, dann tue es nochmal.“
    So verhält es sich, wenn dem Muslim körperliches Leid zugefügt wird, wie es Bilal d widerfahren ist. So berichtet Abdullah ibn Mas’ud:„Die ersten, die ihren Islam kundtaten, waren sieben: Der Prophet s Abu Bakr, ‘Ammar und seine Mutter, Sumaya, Suhaib, Bilal und al-Miqdad. Den Propheten ( s hat Allah durch seinen Onkel Abu Talib beschützt, und Abu Bakr hat Allah durch seinen Stamm beschützt. Die übrigen wurden von den Ungläubigen festgenommen und regelrecht gefoltert und gequält, bis sie aussprachen, was von ihnen verlangt wurde. Außer Bilal, der sich selbst, Allahs wegen, gleichgültig war, und seinem Stamm gleichgültig war. Sie nahmen ihn und überließen ihn den Kleinen, die ihn in den Straßen Mekkas hin und her schleppten und er sagte dabei: Ahad, Ahad (Einer, Einer).
  • Zur Toleranz und Nachsicht der Religion im Bereich der Aqida gehört auch, dass der Islam die menschliche Seele von der Anbetung anderer, außer Allah, befreit hat. Dies erfolgte durch die Verankerung des Iman in der Seele des Muslims, dass er keine Angst zu haben braucht, außer vor Allah und dass es keinen außer Allah gibt, der Nutzen oder Schaden bringen kann. So sagt Allah, der Hocherhabene: Und sie haben sich außer Ihm Götter genommen, die nichts erschaffen, während sie (selbst) erschaffen werden, und die sich selbst weder Schaden noch Nutzen zu bringen vermögen und die weder über Tod noch über Leben noch über Auferstehung verfügen. (Qur`an 25:3)
    Somit liegt alles in den Händen Gottes und niemand, wer er auch sein mag, kann nutzen oder schaden, geben oder nehmen, außer mit dem Willen Allahs und nur das, was Er vorgeschrieben hat. So sagt Allah, der Hocherhabene: Wenn Allah dir Unheil widerfahren lässt, so kann es keiner hinweg nehmen außer Ihm. Und wenn Er für dich etwas Gutes will, so kann keiner Seine Huld zurückweisen. Er trifft damit, wen Er will von Seinen Dienern. Er ist der Allvergebende und Barmherzige. [10:107]
    To avoid any unnecessary veneration towards any individual, Allah clarifies that the Prophet Muhammad is merely a man, as were all the prophets before him. They were merely men, who deserved no excessive veneration or deification. Allah, the Exalted, says: “Say, “I myself have no power to benefit or do harm, save as God pleases. If I had knowledge of the unseen, I would have availed myself of an abundance of good, and no harm would have touched me. I am but a warner and a bearer of good tidings for those who will believe.” (Qur`an 10:107)
    Damit hat der Islam jeglichen Weg zur Abhängigkeit und Ehrerbietung von Menschen verbaut und nur von Gott allein sind alle abhängig. Er machte deutlich, dass der Prophet s, dem die hohe Würde und die großartige Stellung zuteil geworden ist, denselben Gegebenheiten ausgesetzt ist, wie jeder andere Mensch auch. So sagt Allah, der Hocherhabene: Sag: Ich vermag mir selbst weder Nutzen noch Schaden (zu bringen), außer was Allah will. Wenn ich das Verborgene wüsste, würde ich mir wahrlich viel Gutes verschaffen, und Böses würde mir nicht widerfahren. Ich bin nur ein Warner und ein Frohbote für Leute, die glauben. (Qur`an 7:188)
  • Ebenfalls gehört es zur Toleranz und Nachsicht des Islam im Bereich der Aqida, dass der Muslim glaubt, dass Allah befiehlt, alle Menschen gleich zu behandeln, unabhängig von ihrer Religion, ihrer Hautfarbe, ihrem Geschlecht oder ihrer Schicht. So sagt Allah, der Hocherhabene: Allah gebietet Gerechtigkeit, gütig zu sein und den Verwandten zu geben; Er verbietet das Schändliche, das Verwerfliche und die Gewalttätigkeit. Er ermahnt euch, auf dass ihr bedenken möget. (Qur`an 16:90)
    Somit ist es erforderlich und notwendig, zu jedem gerecht zu sein. So sagt Allah, der Hocherhabene: Und wenn ihr euer Wort gebt, dann seid gerecht, auch wenn es um einen Verwandten geht. Und haltet euren Bund gegenüber Allah. Dies hat Er euch anbefohlen, auf dass ihr (es) bedenken möget! (Qur`an 6:152)
    Auch ist die Gerechtigkeit unerlässlich in jeder Situation, im Zustand der Ruhe und des Zorns, mit dem Muslim und mit dem Nicht-Muslim. So sagt Allah, der Hocherhabene: Und der Hass, den ihr gegen (bestimmte) Leute hegt, soll euch ja nicht dazu bringen, dass ihr nicht gerecht handelt. Handelt gerecht. Das kommt der Gottesfurcht näher. (Qur`an 5:8)
  • Zur Toleranz und Nachsicht des Islam im Bereich der Aqida gehört ebenfalls, dass der Muslim glaubt, dass Allah die Menschen gegenüber anderen Seiner Geschöpfe geehrt hat, trotz ihrer unterschiedlichen Konfessionen, Hautfarben, Geschlechter und Schichten. So sagt Allah, der Hocherhabene: Und Wir haben ja die Kinder Adams geehrt; Wir haben sie auf dem Festland und auf dem Meer getragen und sie von den guten Dingen versorgt, und Wir haben sie vor vielen von denen, die Wir erschaffen haben, eindeutig bevorzugt. (Qur`an 17:70)

    Und aus dieser Ehrung heraus erfolgt, dass sie Rechte und Pflichten haben. Jabir ibn Abdullah d berichtete: „Als ein Trauermarsch an uns vorbeizog, stand der Prophet s auf. Wir sagten: „O Prophet, es ist der Trauermarsch eines Juden!?“ Er sagte:„Wenn ihr einen Trauermarsch seht, dann steht auf.“ (Buchari)

Die Toleranz und Nachsicht des Islam im Bereich der Gesetzgebung (Taschri’a):

    Die Gesetzgebung ist ein Pfad, den der Mensch verfolgt, um dadurch seine Ziele und erhofften Ergebnisse zu erreichen. Damit der Mensch seine Ziele verwirklichen kann, ist es notwendig, dass dieser Weg klar, deutlich, bestimmt und einfach ist. Das ist der Weg des Islam hinsichtlich der Gesetzgebung. Er ist klar und deutlich, großzügig, tolerant und angeglichen an die Fähigkeiten des Menschen. Schauen wir uns einige Aspekte dieser Toleranz und Nachsicht in diesem Bereich an:

  • Zu der Toleranz und Nachsicht des Islam im Bereich der Gesetzgebung gehört es, dass seine Texte einfach und leicht verständlich sind. So sagt Allah, der Hocherhabene: Und Wir haben den Qur’an ja leicht zum Bedenken gemacht. Aber gibt es jemanden, der bedenkt? (Qur`an 54:17)
    Seine Texte sind klar und deutlich, ohne Zweifel. Es steht jedem zu, nach den Dingen, die einem unklar erscheinen, zu fragen und sie zu hinterfragen, ohne dabei in Bedrängnis zu geraten. Jedoch hat der Qur’an die Beantwortung der Fragen nicht jedem überlassen, sondern gab das Recht der Beantwortung den Gelehrten, die sich auf die Scharia spezialisierten und diese Religion studierten sowie ihre Texte eingehend gelesen und verstanden haben und außerdem ihre Inhalte und den dahinter stehenden Sinn erkannt haben. So sagt Allah, der Hocherhabene: So fragt die Leute der Ermahnung, wenn ihr (etwas) nicht wisst. (Qur`an 16:43)
    Und so ist es auch gerecht. Denn wer beispielsweise krank ist, sucht einen Arzt auf und nicht etwa einen Ingenieur oder einen Landwirt. So gilt im Islam das Sprechen (falsche Informationen, falsche Fakten,falsche fatwa) über die Angelegenheiten des Islam ohne erworbenes Wissen zu den größten Sünden, weil derjenige, der ohne zu wissen spricht, könnte eventuell Verbotenes für erlaubt erklären und umgekehrt. Oder so jemand könnte Rechte aberkennen oder falsch zuordnen und den Fragenden unter Umständen in Bedrängnis oder in Enge bringen. So sagt Allah, der Hocherhabene: Sag: Mein Herr hat nur die Abscheulichkeiten verboten, was von ihnen offen und was verborgen ist; und (auch) die Sünde und die Gewalttätigkeit ohne Recht, und dass ihr Allah (etwas) beigesellt, wofür Er keine Ermächtigung herab gesandt hat, und dass ihr über Allah (etwas) sagt, was ihr nicht wisst. (Qur`an 7:33)
    Es gibt also im Islam keine verworrenen und dunklen Angelegenheiten, an die man zu glauben hat, ohne danach fragen zu dürfen, bis auf die Dinge, die den Rahmen des menschlichen Verstands sprengen, w ie etwa die verborgenen Angelegenheiten, über die uns Allah deswegen nicht aufgeklärt hat, weil wir Menschen keinen Nutzen davon haben und auch nicht die Fähigkeit besitzen, diese zu erfassen. So etwa der Vers, in dem es heißt: Sie fragen dich nach dem Geist. Sag: Der Geist ist vom Befehl meines Herrn, euch aber ist vom Wissen gewiss nur wenig gegeben. (Qur`an 17:85)
    Und der Vers: Sie fragen dich nach der Stunde, wann sie bloß feststehen wird. Was hast du über sie zu erwähnen? Zu deinem Herrn ist ihr Endziel. Du bist nur ein Überbringer von Warnungen für jemanden, der sie fürchtet. (Qur`an 79:42-45)
  • Zur Toleranz und Nachsicht des Islam im Bereich der Gesetzgebung gehört auch, dass seine Lehren und Gesetze göttliche, feststehende Gesetze sind, die weder geändert noch ausgetauscht werden können. Denn sie wurden nicht von Menschen festgesetzt, die Beeinträchtigungen, Fehlern, Beeinflussung von den umliegenden Gegebenheiten, Kultur und Tradition ausgesetzt sind, sondern von Dem, Der alles erschaffen hat und besser weiß, was am esten und nützlichsten für die Lage eines jeden Einzelnen ist. So sagt Allah, der Hocherhabene: “Begehren sie etwa das Urteil der Unwissenheit? Wer kann denn besser walten als Allah für Leute, die (in ihrem Glauben) überzeugt sind?” (Qur`an 5:50)

    Es steht keinem Menschen zu, unabhängig von seiner Stellung oder seinen Privilegien gegenüber anderen, an den göttlichen Gesetzen etwas zu ändern, sei es viel oder wenig, weil diese die Rechte aller bewahren sowie den einfachen und großzügigen Weg gehen. So sagt Allah, der Hocherhabene: “Weder für einen gläubigen Mann noch für eine gläubige Frau gibt es, wenn Allah und Sein Gesandter eine Angelegenheit entschieden haben, die Möglichkeit, in ihrer Angelegenheit zu wählen. Und wer sich Allah und Seinem Gesandten widersetzt, der befindet sich ja in deutlichem Irrtum.” (Qur`an 33:36)
    Der Islam hat allen auferlegt, sich den Gesetzen Gottes unterzuordnen, sie einzuhalten, zu würdigen, zu ehren und sie umzusetzen. Alle sind vor diesen Gesetzen gleich. Der Herrscher und der Beherrschte, der Reiche und der Arme, der Adlige und der Schuft, der Weiße und der Schwarze, so wie Allah, der Hocherhabene, es sagt: “Die Rede der Gläubigen, wenn sie zu Allah und Seinem Gesandten gerufen werden, damit er zwischen ihnen richte, besteht nur darin, dass sie sagen: „Wir hören und gehorchen.“ Das sind diejenigen, denen es wohl ergeht.” (Qur`an 24:51)
    Deswegen gibt es im Islam auch keine absolute, menschliche Autorität. Denn die Autorität ist in dem Rahmen beschränkt, den die Scharia festgelegt und bestimmt hat. Somit gibt es keine Willkür und keine Gewaltherrschaft. So sagt der Prophet s: „Jeder Muslim hat zu hören und zu gehorchen in den Dingen, die ihm lieb sind und die ihm nicht lieb sind, es sei denn, es wird ihm befohlen, Verbotenes zu tun, so hat er weder zu hören noch zu gehorchen.“ (Buchari)
  • Zur Toleranz und Nachsicht des Islam im Bereich der Gesetzgebung gehört auch, dass es keine unabhängige, geistige Institution gibt, wie der Klerus in anderen Religionen. So hat der Islam den Vermittlerstatus vernichtet und kritisierte die Ungläubigen, dass sie Vermittler bei der Anbetung Gottes hatten. So berichtet uns Allah, der Hocherhabene: Sicherlich, Allah gehört die aufrichtige Religion. Diejenigen aber, die sich anstatt Seiner Schutzherren nehmen (, sagen:) „Wir dienen ihnen nur, damit sie uns Zutritt in Allahs Nähe verschaffen“ (Qur`an 39:3)
    So spricht Allah die Wahrheit über diese Schutzherren, und dass sie weder nutzen noch schaden, sondern genauso Geschöpfe sind wie sie selbst. So sagt Allah, der Hocherhabene: “Gewiss, diejenigen, die ihr anstatt Allahs anruft, sind (nur) Diener gleich euch. So ruft sie (doch) an, und so sollen sie euch doch erhören, wenn ihr wahrhaftig seid!” (Qur`an 7:194)
    So hat der Islam die Vorstellung von der direkten und unmittelbaren Verbindung zwischen dem Diener und seinem Gott fest verankert. Diese Vorstellung basiert auf dem absoluten Glauben an Ihn und darauf, sich in allen Belangen nur an Ihn zu wenden und Ihn allein um Vergebung und um Hilfe zu bitten, direkt und ohne Mittelsmänner. So soll derjenige, der eine Sünde begangen hat, seine Hände heben und seinen Herrn alleine anflehen und Ihn alleine um Vergebung bitten, an jedem Ort, zu jeder Zeit und in jeder Lage. So sagt Allah, der Hocherhabene: “Und wer etwas Böses tut oder sich selbst Unrecht zufügt und hierauf Allah um Vergebung bittet, wird Allah Allvergebend und Barmherzig finden.” (Qur`an 4:110)
    Und Er sagt auch: Euer Herr sagt: „Ruft Mich an, so erhöre Ich euch. (Qur`an 40:60)
    So gibt es im Islam keine Religionsleute, die gebieten, verbieten und vergeben und sich als Stellvertreter Gottes ansehen und damit Gesetze erlassen und nach ihren Vorstellungen lenken und leiten, und jene ins Paradies eintreten lassen, die sie mögen und es denen verbieten, die sie nicht mögen. Denn die Gesetzgebung steht Allah alleine zu. So sagt der Prophet s über den Vers: Sie haben ihre Gelehrten und ihre Mönche zu Herren genommen außer Allah (Qur`an 9:31):
    „Sie haben die Gelehrten und Mönche zwar nicht angebetet, aber sie befolgten ihre Gebote und Verbote. Sie taten, was diese ihnen als Pflicht auferlegten und hielten sich fern von ihren Verboten.“ (at-Tirmidhi)
  • Zur Toleranz und Nachsicht des Islam im Bereich der Gesetzgebung gehört auch das Prinzip der Beratung (Schura), damit die Angelegenheiten, die von gemeinschaftlichem und öffentlichem Interesse für alle Gesellschaftsmitglieder sind, nicht von den Interessen Einzelner dominiert werden. So sagt Allah, der Hocherhabene: “Durch Erbarmen von Allah bist du mild zu ihnen gewesen; wärst du aber schroff und hartherzig, so würden sie wahrlich rings um dich auseinandergelaufen. So verzeihe ihnen, bitte für sie um Vergebung und ziehe sie in den Angelegenheiten zu Rate.” (Qur`an 3:159)
  • Zur Toleranz und Nachsicht des Islam in diesem Bereich gehört es auch, dass der Ijtihad in den Bereichen möglich ist, in denen weder ein Vers offenbart, noch ein Ausspruch des Propheten s berichtet wurde. Denn der Islam ist bereit zur Anpassung und gültig für jede Zeit und jeden Ort. Der Islam bringt nämlich allgemeine Prinzipien, Fundamente und vollkommene, umfassende und feststehende Grundsätze sowie Regelungen bezüglich der Aqida und der religiösen Anbetungshandlungen, die sich weder aufgrund der Zeit, noch des Ortes ändern, wie etwa der Glaube (Iman), das Gebet und seine Zahl sowie die Gebetszeit, die Almosen und ihr Anteil und was sie enthalten, das Fasten und seine Zeiten, die Pilgerfahrt und ihre Verrichtungsweise und die Hudud. Mit allen Dingen, die sich mit der Zeit ergeben und neu in Erscheinung treten, wird gemäß dem Qur’an verfahren. Wenn darin eine Regelung für diese Sache gefunden wird, dann geht man danach und lässt alles andere liegen. Findet man nichts darin, so geht man zur Sunna des Propheten s über und sucht dort nach Regelungen in seinen authentischen, zuverlässigen Aussprüchen. Findet man da was, so nimmt man dies, andernfalls geht man auf den Ijtihad über. Da haben die gottesfürchtigen Gelehrten zu forschen und zu überprüfen, um zu einem Ergebnis zu kommen, damit das Interesse und das Wohl der Allgemeinheit verwirklicht wird und um den Belangen ihrer Epoche und ihrer gesellschaftlichen Situation Rechnung zu tragen. Das erfolgt durch das Überprüfen dessen, was der Qur’an und die Sunna wahrscheinlich zulassen. Diese neuen Dinge werden anhand der schariakonformen, allgemeinen Grundsätze, die aus dem Qur’an und der Sunna entnommen wurden, überprüft. Ein wichtiger Aspekt dabei ist, dass der Ijtihad nicht so verstanden werden darf, dass man der eigenen Laune folgen und nach eigenen Vorstellungen urteilen soll. Vielmehr geht es um das Erreichen von Ergebnissen, die den Menschen Gutes und Nützliches bringen, ohne dabei den religiösen Texten zu widersprechen. Das ist so, damit der Islam jedem Zeitalter angepasst ist und den Belangen jeder Gesellschaft in jeder Epoche angeglichen ist.
  • Zur Toleranz und Nachsicht im Bereich der Gesetzgebung gehört auch die Schließung der Türen, die zum Extremismus und zur Strenge führen. Der Islam verbietet die Übertreibung, gemäß den Worten Allahs, des Hocherhabenen: “Allah will für euch Erleichterung; Er will für euch nicht Erschwernis.” (Qur`an 2:185)
    Auch sagte der Prophet s: „Wehe euch vor der Übertreibung in der Religion, denn diejenigen vor euch gingen wegen der Übertreibung in der Religion zu Grunde.” (an-Nasa‘i)

    Auch zählte der Prophet s die Übertreibung in der Religion, den Extremismus und die Hartnäckigkeit als Austritt aus seiner Sunna. So berichtet Anas ibn Malik d, dass drei Personen zu den Gemächern der Ehefrauen des Propheten s gingen, um nach seinen religiösen Anbetungshandlungen zu fragen. Als es ihnen mitgeteilt wurde, erschien es ihnen zu wenig, und sie sagten: „Wir sind weit von dem Propheten s fern, denn Allah hat ihm all seine vorangegangenen und späteren Sünden vergeben.“ Da sagte einer: „Ich aber werde jede Nacht beten.“ Und der andere sagte: „Ich werde mein ganzes Leben lang jeden Tag fasten und nicht essen.“ Und der dritte sagte: „Ich werde mich von den Frauen fernhalten und niemals heiraten.“ Als der Prophet s dazukam und hörte, was sie sprachen, sagte er: „Seid ihr diejenigen, die das gesagt haben? Bei Allah ich bin der Gottesfürchtigste von euch, aber ich faste und esse, ich bete und schlafe, und ich heirate die Frauen. Wer sich von meiner Sunna abwendet, gehört nicht zu mir.“ (Buchari)

    Der Prophet s pflegte von Zeit zu Zeit seine Gefährten daran zu erinnern, um sie von der Art und Weise und der Methode des Extremismus und der Übertreibung fernzuhalten. Abdullah ibn ‘Amr ibn al-‘As d sagte: „Der Prophet s sagte zu mir: „O Abdullah, mir wurde mitgeteilt, dass du am Tag fastest und die Nacht betend verbringst. Stimmt das?“ Ich sagte: „Ja, das stimmt.“ Da sagte er zu mir: „Tue das nicht. Sondern faste und iss, verbringe die Nacht betend, aber schlafe auch, denn dein Körper hat ein Recht dir gegenüber, dein Auge hat ein Recht dir gegenüber, deine Ehefrau hat ein Recht auf dich und dein Gast hat ein Recht dir gegenüber. Es genügt, wenn du von jedem Monat drei Tage fastest. Denn du bekommst jede Hasana (gute Tat) verzehnfacht, und das wäre das ganze Leben (als hättest du das ganze Leben gefastet).“ Jedoch wollte ich noch mehr, so wurde es mir verschärft. Ich sagte: „Oh Prophet, ich fühle mich zu mehr fähig.“ Da sagte er: „Dann faste so wie der Prophet Dawud d und nicht mehr.“ Ich fragte: „Wie hat der Prophet Dawud d gefastet?“ Er antwortete: „Die Hälfte des Lebens (jeden zweiten Tag fastend).“ Als Abdullah dann alt wurde, sagte er: „Hätte ich doch bloß die Genehmigung (drei Tage im Monat zu fasten) angenommen.“ (Bukhari)
    Das heißt natürlich nicht, dass der Islam eine Religion ist, die sich unkontrolliert dem Diesseits widmet und dem Sich-Hingeben der Lust und dem Genuss. Der Islam ist vielmehr eine Religion der Mäßigung und der Mitte, die zwischen der Religion und dem diesseitigen Leben verbindet, sodass kein Teil dem anderen gegenüber die Oberhand gewinnt. Denn der Islam schreibt ein Gleichgewicht zwischen der Seele und dem Körper vor. So schreibt der Islam dem Muslim vor, wenn er sich zu sehr in die weltlichen Belange vertieft, sich durch die Verrichtung der von Allah auferlegten religiösen Taten an seine seelischen Bedürfnisse zu erinnern. So sagt Allah, der Hocherhabene: “O die ihr glaubt, wenn zum Gebet gerufen wird am Freitag, dann eilt zu Allahs Gedenken und lasst das Kaufgeschäft. Das ist besser für euch, wenn ihr wisst.” (Qur`an 62:9)
    Wenn sich der Muslim aber zu sehr in religiöse Verrichtungen vertieft, dann soll er sich an die materiellen Bedürfnisse erinnern. So sagt Allah, der Hocherhabene: “Wenn das Gebet beendet ist, dann breitet euch im Land aus und trachtet nach etwas von Allahs Huld.” (Qur`an 62:10)
    Auch hat der Islam das Genießen der guten Dinge mit dem Verbot der Verschwendung geregelt, d.h. die Verschwendung, die dem Körper schadet. So sagt Allah, der Hocherhabene: “Esst und trinkt, aber seid nicht maßlos! – Er (Allah) liebt nicht die Maßlosen.” [7:31]
    Auch verdeutlicht der Islam, dass es keinen Widerspruch zwischen den religiösen und den diesseitigen Belangen gibt. So sagt Allah, der Hocherhabene: Es ist keine Sünde für euch, dass ihr nach Huld von eurem Herrn trachtet. Doch wenn ihr von Arafat her geströmt seid, dann gedenkt Allahs bei der geschützten Kultstätte. Und gedenkt Seiner, wie Er euch rechtgeleitet hat, obwohl ihr vordem wahrlich zu den Irregehenden gehörtet. (Qur`an 2:198)

  • Zur Toleranz und Nachsicht des Islam im Bereich der Gesetzgebung gehört, dass es dem Muslim erlaubt ist, wenn er um sein Leben fürchtet, Verbotenes zu essen oder zu trinken, um seinen Bedarf zu decken, wie etwa das Schweinefleisch, Totes, Blut, Alkohol oder Verbotenes zu tun, gemäß dem Vers: “Verboten hat Er euch nur (den Genuss von) Verendetem, Blut, Schweinefleisch und dem, worüber ein anderer (Name) als Allah(s) angerufen worden ist. Wer sich aber in einer Zwangslage befindet, ohne zu begehren oder das Maß zu überschreiten, für den ist es keine Sünde. Allah ist Allvergebend und Barmherzig.” (Qur`an 2:173)
    Sayyid Qutb, möge Allah Sich seiner erbarmen, sagt interpretierend über diesen Vers: „Es ist die Aqida, die den Mensch als Menschen anerkennt und nicht als Tier, Engel oder Teufel. Sie erkennt ihn so an, wie er ist, samt seiner Schwäche und seiner Kraft, und sieht ihn als Gesamtbild an, bestehend aus einem Körper mit samt seinen Schwächen und einem Verstand, mit Urteilsvermögen, einer Seele und mit Sehnsüchten und Begierden. Diese Aqida fordert von ihm nur das, was er auch zu leisten vermag und berücksichtigt bei den auferlegten Pflichten die zur Verfügung stehenden Kapazitäten des Einzelnen ohne Erschwernis und Härte.
  • Zur Toleranz und Nachsicht des Islam im Bereich der Gesetzgebung gehört auch, dass die guten Taten vielfach belohnt werden, man für die Sünden jedoch nur einfach zur Rechenschaft gezogen wird. So sagt Allah, der Hocherhabene: “Wer mit (etwas) Gutem kommt, erhält zehnmal so viel. Und wer mit einer bösen Tat kommt, dem wird nur gleichviel vergolten, und es wird ihnen kein Unrecht zugefügt.” (Qur`an 6:160)